8.3

Sicherung von Unterstützung, Assistenzpools, Unterstützerkreise

Kenntnisse des Unterstützungsbedarfs und den Bedarf der Teilnehmer*innen: Zur reibungslosen Durchführung inklusiver Angebote ist es wichtig, den jeweiligen Unterstützungsbedarf der teilnehmenden behinderten Kinder und Jugendlichen im Vorfeld zu kennen. Hier ist der Austausch mit den Eltern bzw. mit Anbietern der Behindertenhilfe notwendig.

Unterstützungsplanung mit der Behindertenhilfe: Neben dem Wissenstransfer und Informationsaustauschs mit Diensten der Behindertenhilfe ist die kooperative Planung der konkreten Unterstützung vor Ort sehr wichtig. Dies kann beispielsweise als gemeinsamer Arbeitskreis, als angeleiteter Workshop, als Zukunftskonferenz oder in Form von Leitlinien und Manuals gelingen. Generell bieten sich Methoden der personenzentrierten Unterstützungsplanung an, etwa in Form einer persönlichen Zukunftsplanung oder personenbezogenen Unterstützungsplanung (es wird unter Einbezug des betreffenden Menschen mit Behinderung ein detaillierter Unterstützungsplan erarbeitet, siehe die nächsten beiden Punkte). Bekannte Methoden hierzu sind u.a. die MAP-Methode oder die PATH-Methode.

Insgesamt bieten sich allerdings Methoden an, die auf eine Kombination von formellen und informellen Hilfen setzen und gleichzeitig explizit die Vernetzung der Unterstützung im Sozialraum zum Gegenstand haben. Dazu zählen vor allem die bereits genannten Methoden individueller Hilfe- und Zukunftsplanungen oder der Aufbau von Unterstützerkreisen. Die Gestaltung von Netzwerken und die Mobilisierung von Ressourcen stehen bei der „Persönlichen Zukunftsplanung“ bzw. der „Bürgerzentrierten Planung in Unterstützerkreisen“ (vgl. Boban, Hinz 1999; Doose 2011) stets im Vordergrund.

Mit Hilfe einer Persönlichen Zukunftsplanung soll beispielsweise die Situation eines Menschen mit Unterstützungsbedarf kollektiv eingeschätzt und entsprechender Handlungsbedarf ermittelt werden. Zu einem Planungstreffen werden dann verschiedene, für den Menschen mit Unterstützungsbedarf relevante Personen eingeladen (diese Personen werden von dem Menschen mit Behinderung selbst benannt und können auch Laienkräfte wie Nachbarn oder Freunde sein). Um die einladende Person wird dann ein Kreis gebildet und zusammen mit dem Menschen mit Unterstützungsbedarf verschiedene Fragen bearbeitet, wie beispielsweise (vgl. dazu exemplarisch Doose 2011):

  1. welche Bedürfnisse, Interessen, Wünsche, Visionen die zu unterstützende Person hat
  2. wie diese Bedürfnisse, Interessen, Wünsche und Visionen realisiert werden können
  3. wie die Barrieren für die Teilhabe für diese Person abgebaut werden können
  4. wie das Leben in der Gemeinde auf Basis von Unterstützung durch Professionelle und/oder Laienkräfte ermöglicht werden kann.

Die an der Zukunftsplanung beteiligten Personen übernehmen jeweils wechselseitig Aufgaben und sichern die Unterstützung nachhaltig.

Zur Durchführung eines solchen Planungsprozesses sind Moderationstechniken eine große Hilfe. Die persönliche bzw. bürgerzentrierte Zukunftsplanung kann dabei durch eine Vielfalt an bildhaften Methoden unterstützt werden. Genannt werden hierbei etwa Themenblätter, Checklisten, Mandalas, das persönliche Glücksrad, Dreamcards, Lebensstilkarten sowie grafische Darstellungen von Unterstützerkreisen, Freundeskreisen oder Aktionsplänen (ausführlich dazu Doose 2011).

Der Vorteil dieses Ansatzes wurzelt in der konsequenten Interessens-, Ressourcen- und Kompetenzorientierung. Aufgrund des Einbezugs des betroffenen Menschen in die Entscheidungen und mit Hilfe der Interaktion mit verschiedenen Menschen werden hierbei informelle Bildungsprozesse in Gang gesetzt, die den Menschen mit Unterstützungsbedarf nicht nur ermächtigen, sondern auch seine Selbstständigkeit und soziale Integration fördern.

Aufbau eines Assistent*innenpools: Zur Durchführung inklusiver Angebote, aber insbesondere auch im Hinblick auf die Etablierung eines offenen inklusiven Angebots (z.B. Regelbetrieb in einem Jugendhaus) ist es empfehlenswert, einen Assistenzpool aufzubauen. Hierfür sind sowohl hauptamtliche Kräfte aus der Einrichtung, Kooperationen mit Diensten der Behindertenhilfe als auch ehrenamtlich Engagierte denkbar.

Ein solcher Assistenzpool soll es ermöglichen, verlässliche Unterstützungsstrukturen aufzubauen, d.h. jederzeit auf einen Pool an Assistent*innen zurückgreifen zu können. Eine Sonderform eines solchen Assistent*innenpools kann auch der bereits oben genannte Unterstützerkreis sein. Hierbei soll für jede*n behinderte*n Besucher*in entsprechende Personen benannt werden, die verschiedene Facetten der Unterstützung übernehmen (z.B. Begleitung auf Diskos, pflegerische Unterstützung, Kontakte zu Vereinen usw.). Dies kann in Form eines Unterstützerkreises (bestehend aus mehreren Personen) als auch in Form von Mentor*in-, Pat*in- oder Tandemmodellen umgesetzt werden. Nicht selten entwickeln sich daraus auch Freundschaften, weswegen vor allem auf ehrenamtliche Kräfte gesetzt werden sollte.

8
Zusammenfassung: Handlungsempfehlungen und Praxishilfen zur Gestaltung inklusiver Aktivitäten und Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit
8.1 Organisatorische Rahmenbedingungen der Programmplanung und -gestaltung 8.2 Vernetzung, Aufbau von Kooperationen, Ansprechpartner, Elternarbeit und Öffentlichkeitsarbeit 8.3 Sicherung von Unterstützung, Assistenzpools, Unterstützerkreise 8.4 Inhaltliche Rahmenbedingungen der Programmplanung und -gestaltung 8.5 Programmdurchführung: Beobachtung und Steuerung der Gruppendynamik
Inhalt