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Inklusive Kulturen schaffen: inklusives Denken in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit etablieren

Begegnungen zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung können als Ausgangspunkt zur Etablierung einer inklusiven Kultur gesehen werden. Dabei muss aber davon ausgegangen werden, dass der „bloße“ Kontakt oftmals nicht ausreicht, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen oder ein inklusives Denken in einer Einrichtung zu entwickeln. Zur Vorbereitung und Begleitung dieser Kontaktsituationen sind einige Vorüberlegungen relevant, die sich vor allem auf Methoden der Sensibilisierung, Gestaltung von Kontaktsituationen, Schulungs- maßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit und Sozialraumbezug beziehen. Wichtig ist dabei, dass sich die im Folgenden vorgestellten Aktivitäten an alle relevanten Akteur*innen einer Einrichtung richten, d.h. auf die Leitung, die Mitarbeiter*innen, die Ehrenamtlichen, aber auch auf die Nutzer*innen des Angebots.

  • Sensibilisierung und Wissensvermittlung
    Die Fähigkeit, sich in Menschen mit Unterstützungsbedarf hineinzuversetzen, ist ein wichtiger Ausgangspunkt zur Etablierung einer inklusiven Kultur. Neben Sensibilisierungsmaßnahmen (Rollenspiele, Simulationen) sind auch Informationsveranstaltungen sinnvoll. Hierbei sollten die Informationen durch die Menschen mit Behinderungserfahrung selbst vermittelt werden (z.B. szenische Darbietungen des Lebens eines Menschen mit Behinderung als Theaterstück, mediale Vermittlung z.B. durch Filme usw.).
  • Gestaltung von Kontaktsituationen
    Die Kontaktsituationen sollten in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden und ggf. durch professionelle Fachkräfte begleitet werden. Des Weiteren eignen sich Aktivitäten, die das bisherige „Zwei-Gruppen-Denken“ auflösen (Arbeiten an einem gemeinsamen Gegenstand, Herstellen von Gemeinsamkeiten, gleicher Status, Vermeidung von Konkurrenzsituationen, neue Erfahrungen für alle Teilnehmer*innen usw.).
  • Schulung und Fortbildung
    Neben diesen Aspekten ist es aber auch wichtig, die Mitarbeiter*innen im Umgang mit dem Thema Behinderung zu schulen. Da die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit oftmals mit Hilfe von ehrenamtlichem Personal durchgeführt werden, sind auch diese in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen einzubeziehen. Sinnvoll könnte es hierbei sein, Kooperationsprojekte mit Einrichtungen der Behindertenhilfe durchzuführen, da diese über fundiertes Wissen im Umgang mit Behinderungen verfügen. Akteur*innen aus der Behindertenhilfe haben darüber hinaus gute Erfahrungen in der Öffentlichkeitsarbeit und im Umgang mit Ängsten bei nichtbehinderten Menschen. Wichtig ist allerdings eine gegenseitige Verpflichtung auf Inklusion als Basis der Kooperation.
  • Öffentlichkeitsarbeit und Sozialraumbezug
    Eine wichtige Bedeutung kommt daher auch der Öffentlichkeitsarbeit zu (Informationen über inklusive Angebote, Pressearbeit), jedoch nicht nur im Sinne externer Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch als interne Öffentlichkeitsarbeit (Webauftritt, das Erarbeiten eines Leitbilds, Einrichtungskommunikation usw.). Die Öffentlichkeitsarbeit kann auch wichtig sein, wenn es darum geht, Eltern zu informieren und zu sensibilisieren (wenn z.B. eine inklusive Ferienfreizeiten angeboten wird). Den verschiedenen Akteur*innen in der Jugendarbeit muss daher ein Maßnahmenkatalog an die Hand gegeben werden, wie sie ihre „Besucher*innenschaft“ aber auch ihre eigenen Mitarbeiter*innen und Leitungskräfte sensibilisieren und eine „inklusive Kultur“ etablieren können. Konkret sind Aktionen und Maßnahmen vorstellbar wie beispielsweise:
    1. Inklusive Angebote, die auf wechselseitige Kommunikation und Kontaktsituationen setzen (gemeinsame Unternehmungen, Projekte, Freizeiten, usw.)
    2. Sensibilisierungsaktivitäten (Aktionen wie „Dunkelcafés“ oder Rollstuhlparcours)
    3. Informationsvermittlung/„Awareness Rising“ (Lesungen, inklusive Theatergruppen, Filmvorführungen oder öffentlichkeitswirksame Aktionen).
    4. Gezielte Schulung von Mitarbeiter*nnen und Ehrenamtlichen zum Thema Inklusion (ggf. in Kooperation mit Behindertenhilfe unter inklusiven Prämissen)
    5. Interne und externe Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Inklusion (Website, Flyer, Pressearbeit, Einrichtungskommunikation, Elternarbeit usw.)
    6. Erarbeitung eines einrichtungsinternen Leitbilds
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Transfer: Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in der Kinder- und Jugendarbeit
5.1 Inklusive Kulturen schaffen: inklusives Denken in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit etablieren 5.2 Inklusive Strukturen etablieren: Barrierefreiheit und Gestaltung/Anpassung von Angeboten in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit 5.3 Inklusive Praktiken entwickeln: Passgenaue Angebote kreieren, Unterstützung organisieren, aufbauen und sichern
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