Menschen mit Lernschwierigkeiten haben Probleme dabei, komplizierte Sprache zu verstehen oder schwierige Dinge zu lernen. Manche haben auch Probleme, überhaupt zu sprechen oder sogar zu gehen. Oft haben Menschen mit Lernschwierigkeiten daher Probleme, selbständig und alleine zu leben. Früher hat man zu Lernschwierigkeiten geistige oder kognitive Behinderung gesagt. Menschen, die so eine Behinderung haben, möchten aber lieber Menschen mit Lernschwierigkeiten genannt werden. Menschen mit Lernschwierigkeiten haben das gleiche Recht wie andere Menschen, ein selbständiges oder normales Leben zu führen. Deswegen können Menschen mit Lernschwierigkeiten Unterstützung und Hilfe bekommen.
Unter Lernschwierigkeiten wurden früher allgemein geistige oder kognitive Beeinträchtigungsformen zusammengefasst. Der Begriff der Lernschwierigkeiten ist die Selbstbeschreibung von Menschen mit diesen Formen von Beeinträchtigungen. Im englischsprachigen Raum wird vor allem der Begriff der intellektuellen Beeinträchtigung („intellectual disability“) verwendet. Im deutschsprachigen Raum hat sich trotz aller Vorbehalte bisher noch der Begriff „geistige Behinderung“ gehalten, insbesondere aufgrund sozialrechtlicher Sprachformulierungen zu Anspruchsleistungen.
Der Begriff der geistigen Behinderung tritt bisher als eine Art Sammelbezeichnung für unterschiedliche Erscheinungsformen intellektueller Beeinträchtigungen auf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert geistige Behinderung oder auch Intelligenzminderung als „Zustand von verzögerter oder unvollständiger Entwicklung der geistigen Fähigkeiten. Besonders beeinträchtigt sind dabei die Denkfähigkeit, die Sprachfähigkeit sowie motorische und sozio-emotionale Fähigkeiten“.
Eine geistige oder kognitive Behinderung ist meist die Folge einer hirnorganischen Funktionsstörung (oft auch hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS) genannt). Diese kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens manifestieren, beispielweise durch einen Unfall oder eine Krankheit. In der Mehrheit der Fälle manifestieren sich die Funktionsstörungen in der Entwicklungsperiode bzw. vor dem 18. Lebensjahr. Hirnorganische Funktionsstörungen können beispielweise Folge von Vergiftungen, Durchblutungsstörungen, Traumata, Infektionen, etc. im frühen Kindesalter sein.
Mit solchen Funktionsstörungen gehen oft zahlreiche Beeinträchtigungen einher, wie beispielsweise die Fähigkeit, komplexe Informationen zu verstehen oder zu erlernen und anzuwenden. In vielen Fällen sind die sprachlichen, kognitiven und psychomotorischen Fähigkeiten betroffen. Auch die Merkfähigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten können damit einhergehen. Zudem können sich Wesens- und Persönlichkeitsveränderungen manifestieren, wie beispielsweise ein geminderter Antrieb, eine depressive Stimmungslage oder intellektuelle Einschränkungen (wie z.B. bei Demenz).
Diese Beeinträchtigungen können alleine oder mit anderen Beeinträchtigungen wie beispielsweise psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen auftreten. Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen haben ein höheres Risiko für andere Erkrankungen, wie beispielsweise Epilepsie, Angststörungen, Depressionen, etc.
Laut Statistischem Bundesamt lebten zum Jahresende 2021 rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland, wovon 13% eine geistige oder seelische Behinderung und 9% zerebrale Störungen hatten. Man schätzt, dass weltweit zwischen zwei bis drei Prozent unter einer leichten geistigen Behinderung leiden, ein halbes Prozent unter einer schweren Form.
Der Begriff der geistigen Behinderung wird von Betroffenen oft als irreführend und diskriminierend erlebt. Menschen mit geistigen oder kognitiven Beeinträchtigungen werden in vielen Gesellschaftsbereichen noch stärker diskriminiert und benachteiligt als Menschen mit anderen Beeinträchtigungen (beispielsweise Menschen mit Sinnes- oder körperlichen Beeinträchtigungen). Daher werden immer öfter die Begriffe Lernschwierigkeit oder Lernbeeinträchtigung genutzt, um auch die soziale Dimension des Behinderungsbegriffs kenntlich zu machen: Oft sind es gesellschaftliche Barrieren und Hürden, die Menschen mit Lernschwierigkeiten behindern, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Infolgedessen sind Menschen mit solchen Beeinträchtigungen oft nicht in der Lage, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen.
Menschen mit Lernschwierigkeiten haben daher oft Schwierigkeiten, gesellschaftlich teilzuhaben, sei es durch sprachliche Barrieren, sei es, dass wichtige Unterstützungsleistungen im Alltag fehlen. Im Rahmen des Normalisierungsprinzips oder der Inklusionsidee sollen gesellschaftliche Barrieren abgebaut werden, um Menschen mit Lernschwierigkeiten die gleichen Teilhabemöglichkeiten anbieten zu können, wie anderen Menschen auch. Eine Möglichkeit, sprachliche Barrieren abzubauen, ist zum Beispiel die Verwendung Leichter Sprache.
Dieser Glossarbeitrag wurde im Rahmen des Inklu Games erstellt.