Leichte Sprache bedeutet, dass ein schwieriger Text so geschrieben wird, dass viele Menschen ihn leichter und besser verstehen. Leichte Sprache hilft Menschen mit Kommunikationsschwierigkeiten dabei, Texte selbständig zu lesen und zu verstehen. Durch mehr Texte in Leichter Sprache können auch mehr Menschen an Informationen gelangen und dadurch mehr wissen und mitsprechen. Um Texte in Leichter Sprache zu schreiben, gibt es Regeln. Z.B soll man keine langen Sätze machen. Man sollte auch keine Fremdwörter oder schwierige Wörter benutzen.
Leichte Sprache ist eine vereinfachte bzw. vereinfachende Sprachform und ein Instrument zur barrierefreien Kommunikation. Das Ziel in der Verwendung Leichter Sprache ist eine bessere und leichtere Verständlichkeit von Texten. Besonders für Menschen mit Kommunikations- oder Lernschwierigkeiten ermöglichen Texte in Leichter Sprache mehr gesellschaftliche Teilhabe.
Leichte Sprache kann als eine Form oder ein Stil schriftlicher Kommunikation verstanden werden. Unsere Sprachkomplexität hat sich dermaßen weiterentwickelt und ausdifferenziert, sodass Spezialdiskurse mit ganz eigenen Wissensschätzen und Sprachcodes existieren (z.B. Szene-Begriffe, Szene-Codes), die von der Allgemeinheit nur noch teilweise verstanden werden können (z.B. „Wissenschaftssprache“, „Behördensprache“, etc.). Damit auch andere Menschen diese Texte verstehen und dieses Wissen für sich erschließen können, gibt es in Gesellschaften verschiedene Übersetzungsinstanzen (z.B. Wissenschaftsjournalismus, etc.). Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, komplexe Texte zu verstehen, ermöglicht die Verwendung von Leichter Sprache, dass diese Menschen dennoch die mitgelieferte Information verstehen und für sich erschließen können.
Leichte Sprache hat sich aus der Behindertenrechtsbewegung heraus entwickelt und ist mehrheitlich aus der Praxis heraus entstanden (z.B. durch die Soziale Arbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten, etc.). Leichte Sprache zielt auf eine inklusivere Gesellschaft ab und fördert die soziale, kulturelle und politische Teilhabe.
Von der Leichten Sprache zu unterscheiden ist die Einfache Sprache, die letztlich eine Vereinfachung der Standardsprache darstellt und vorwiegend auf Menschen mit Leseschwierigkeiten und auf Menschen ausgerichtet ist, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Leichte Sprache hingegen richtet sich an unterschiedliche Personengruppen wie beispielsweise Menschen mit Lernschwierigkeiten, mit Demenz, mit sogenannter geistiger Behinderung oder mit Sprachschwierigkeiten bzw. Analphabetismus. Leichte Sprache geht nochmal einen Schritt weiter als die einfache Sprache und übersetzt Texte so, dass sie auch von Menschen mit sogenannter geistiger und kognitiver Behinderung bzw. mit Lernschwierigkeiten gelesen und verstanden werden können.
Die Verwendung Leichter Sprache zielt insbesondere auf eine barrierefreie Kommunikation ab. Neben der Leichten Sprache zählt hierzu beispielsweise auch die Gebärdensprache. Das Recht auf barrierefreie Kommunikation wurde in der UN-BRK rechtlich verankert und ist 2009 in Deutschland in Kraft getreten. In Deutschland bildet die gesetzliche Grundlage § 11 des Behindertengleichstellungsgesetz (BGG). Eine genauere Umsetzung Leichter Sprache findet sich in der Barrierefreiheit-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0).
Leichte Sprache erfüllt drei wichtige Funktionen: die Partizipationsfunktion, die Lernfunktion und die Brückenfunktion. Die Verwendung Leichter Sprache hilft Menschen dabei, gesellschaftlich teilzuhaben, indem Kommunikationsbarrieren und der Zugang zu Information und Wissen durch Leichte Sprache abgebaut werden. Dies verbessert die Inklusivität einer Gesellschaft. Die Partizipationsfunktion kann zudem die Selbstbestimmung von Menschen erhöhen, die sich mit Leichter Sprache Informationen und Wissen selbständig(er) erschließen können. Die Lernfunktion von Leichter Sprache besteht vor allem in einem niedrigschwelligeren Einstieg in Text und Sprache als die Verwendung von Standardtexten, mit denen z.B. Menschen mit Lernschwierigkeiten oft Probleme haben. Häufig werden sie durch das Lesen von Standardtexten oder Fachsprache vom Lesen abgeschreckt. Leichte Sprache versucht dabei, die eigene Lesefähigkeit wieder zu fördern und die Lesekompetenz wieder zu stärken. Mit der Brückenfunktion ist letztlich gemeint, dass Texte in Leichter Sprache den Zugang zu schwierigeren Texten ermöglichen können. Schwierige Texte, die durch Texte in Leichter Sprache ergänzt werden, können Menschen mit Lernschwierigkeiten dabei helfen, auch komplexere Wörter in Leichter Sprache übersetzt zu verstehen und möglicherweise auch selbständig anzuwenden.
Für die deutsche Sprache stellt das Netzwerk Leichte Sprache e.V. seit 2006 eine Liste mit Regeln zur Verfügung, an denen man sich orientieren kann. Sie unterscheiden dabei in Sprachregeln, Rechtschreibregeln, inhaltliche Regeln und Regeln zu Typographie und Mediengebrauch:
Sprachliche Regeln sind z.B. die Verwendung kurzer Sätze, keine Passivformulierungen, die Nutzung von Dativ statt Genitiv, das Vermeiden von Synonymen oder doppelten Verneinungen, etc. Rechtschreibregeln sind beispielsweise die Verwendung von Mediopunkten oder Bindestrichen zur Trennung langer Wörter (z.B. Bundes-kanzler, Fremd·sprache). Regeln zum Textinhalt sind beispielweise die Vermeidung abstrakter Begriffe, Metaphern und Fremdwörtern. Regeln zu Typographie und Mediengebrauch sind beispielsweise die Vermeidung von Blocksatz oder die Verwendung von Bildern und Symbolen.
Die Nutzung Leichter Sprache trägt zu mehr Barrierefreiheit im Alltag bei. Menschen mit Lernschwierigkeiten hilft Leichte Sprache, Zugang zu verständlichen Informationen zu finden und diese auch verstehen zu können. Damit wird auch die Informationsfreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten verbessert. Online finden sich neben Textprüfungen auch Übersetzungsbüros für Leichte Sprache. Prüfleser*innen überprüfen bereits übersetzte Texte auf Leichte Sprache und können damit deren Verständlichkeit erhöhen.
Dieser Glossarbeitrag wurde im Rahmen des Inklu Games erstellt.