Sonderpädagogik/Behindertenpädagogik

Sonderpädagogik beschäftigt sich mit Menschen, bei denen ein besonderer Förderbedarf festgestellt wurde. Diese Form der Pädagogik erfolgt meist in Förder- oder allgemeinen Schulen durch entsprechende Lehr- und Fachkräfte. Innerhalb des Bereiches der Sonderpädagogik wird versucht, durch individuelle Hilfen, Förderangeboten etc. Menschen mit Behinderungen ein entsprechend hohes Maß an schulischer und beruflicher Eingliederung, gesellschaftlicher Teilhabe und selbstständiger Lebensgestaltung zu ermöglichen.

Die Begrifflichkeit der „Sonder- bzw. Behindertenpädagogik“ tauchte erstmals in den 1960er Jahren innerhalb der Bundesrepublik Deutschland auf. Ausschlaggebend hierfür war nach dem Schweizer Pädagogen Urs Häberlin die vermutlich begriffliche Nähe zur Institution Sonderschule, da ab diesem Zeitpunkt nicht mehr von der Heil– sondern von der „Behinderten- bzw. Sonderpädagogik“ im schulischen Kontext gesprochen wurde.

Aufgrund der Mannigfaltigkeit von Behinderungen bzw. des Förderbedarfs ist es nicht möglich von einer einheitlichen Theorie bzw. einem einheitlichen Aufgabenfeld der Behinderten- bzw. Sonderpädagogik zu sprechen.

Jedoch können folgende Aufgabenfelder aus der Psychiatrie sowie Pädagogik und abgeleitet werden. Dazu gehören:

Aus dem Tätigkeitsfeld der Psychiatrie:

  • Selektion:
    Festlegung von Symptomen um die Beeinträchtigung genauer bestimmen zu können
  • Ätiologie:
    Beschreibung von eindeutigen Ursachen, die für die Beeinträchtigung verantwortlich sind
  • Diagnose:
    Entwicklung von Verfahren, um das Ausmaß der Beeinträchtigung möglichst objektiv, eindeutig und abstufbar zu erfassen
  • Prognose:
    Aussagen über den weiteren Entwicklungsverlauf der Beeinträchtigung

Aus dem Tätigkeitsfeld der Pädagogik:

  • Verstehen:
    Die beeinträchtigte Person in ihrem Anderssein zu verstehen und notwendige Hilfen zu geben
  • Erziehung:
    Maßnahmen zu entwickeln und durchzuführen, um die beeinträchtigte Person in der eigenen Entwicklung zu fördern
  • Betreuung:
    Aktivitäten, die auf das optimale Wohlbefinden des Betreuten abzielen und dessen Lebensqualität erhält bzw. weiterentwickelt
  • Therapie:
    Förderung und Optimierung von Funktionsbereichen

Basierend auf den heilpädagogischen Grundlagen: Zuerst verstehen, dann erziehen – Nicht gegen den Fehler sondern für das Fehlende – Nicht nur das Kind, sondern auch seine Umwelt erziehen – sind die Ziele der Behinderten- bzw. der Sonderpädagogik auf eine optimale Lebenserfüllung und Lebenstüchtigkeit der benachteiligten Personen ausgerichtet. Dies erfolgt unter anderem durch individuelle Hilfen, Förder- und Unterstützungsangebote anhand einer individuellen Förderplanung, die auf den Förderbedarf der einzelnen Person abgestimmt ist.

Stand 2013


Literatur

  • Balgo, Rolf/Palmowski, Winfried/ Sassenroth, Martin/Werning, Rolf (2012): Sonderpädagogik. Lernen, Verhalten, Sprache, Bewegung und Wahrnehmung. 1. Auflage. München: Oldenburger Wissenschaftsverlag GmbH.
  • Laubenstein, Désirée (2008): Sonderpädagogik und Konstruktivismus. Behinderung im Spiegel des Anderen, der Fremdheit, der Macht. Interaktionistischer Konstruktivismus, Bd. 5. Münster: Waxmann Verlag GmbH.
  • Bernitzke, Fred (2005): Heil- und Sonderpädagogik. 2. Auflage. Troisdorf: Bildungsverlag EINS GmbH.
  • Bildungsserver Rheinland Pfalz (Hrsg.) (o. Jg.): Sonderpädagogik & Sonderpädagogischer Förderbedarf.
    Online unter sonderpaedagogik.bildung-rp.de/…, Stand: 31.10.2013