Schwul

Schwule Männer sind Männer, die andere Männer lieben und begehren. Früher galt ‚schwul‘ als Schimpfwort. Mit diesem Schimpfwort wollte man zeigen, dass man männliche Homosexualität ablehnt und abwertet. Homosexuelle Männer bezeichnen sich heute selber als schwul und verwenden den Begriff nicht mehr negativ, sondern positiv. Der Begriff Homosexualität gilt für Männer wie für lesbische Frauen. Dennoch werden schwule Männer und lesbische Frauen von der Gesellschaft immer noch anders behandelt und unterschiedlich diskriminiert.

Der Begriff Schwul war ursprünglich ein Schimpfwort für Männer, die andere Männer begehren, mit ihnen Sex haben und/oder mit ihnen Beziehungen führen. Daher gab es zunächst auch Bestrebungen, andere, positivere Bezeichnungen wie ‚homophil‘ als Selbstbeschreibung zu verwenden (wie von der Homophilen-Bewegung in den USA in den 1950er Jahren). Im 1971 uraufgeführten Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ der schwulen Aktivisten Rosa von Praunheim (Filmemacher) und Martin Dannecker (Textbeiträge) verwenden diese den Begriff ‚schwul‘ dann absichtlich (nach eigener Aussage) fast hundertmal. Die Absicht dahinter war, sich das Schimpfwort bewusst anzueignen, um dessen negative Bedeutung zu hinterfragen und ins Positive zu verändern. Heute ist ‚schwul‘ in diesem angeeigneten und ermächtigenden Sinne die bevorzugte Selbstbezeichnung gleichgeschlechtlich begehrender und liebender Männer. Gleichzeitig wird der Begriff auch weiterhin in abwertender und homophober Weise verwendet.

Während Lesben und Schwule das gleichgeschlechtliche Begehren und die damit verbundene soziale Ausgrenzung vereint, ist die Geschichte nur bedingt als eine gemeinsame zu verstehen, da sich sowohl die Community-Räume, die Entwicklung der Identität, die subkulturellen Normen und die politischen Schwerpunkte teilweise stark unterscheiden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die gesellschaftliche Position von Männern und Frauen sich trotz der geteilten sexuellen Orientierung sehr unterschiedlich darstellt. Gleichzeitig gab und gibt es aber auch immer wieder Ansätze, als Lesben, Schwule (und andere) gemeinsam an einer Community und Bewegung zu arbeiten, z.B. in der LSBTIQA*-Community.


Literatur

  • von Praunheim, Rosa (1993): 50 Jahre pervers. Die sentimentalen Memoiren des Rosa von Praunheim. Köln: Kiepenheuer & Wietsch.
  • Woltersdorff, Volker (D.I. Lore Logorrhöe) (2012): Coming-out: Strategien schwuler Selbstbehauptung seit Stonewall. In: Queer Lectures 5. Jg., H. 12, S. 7-42.