Lookism

Lookism ist eine Form der Diskriminierung. Sie richtet sich gegen Menschen, die nicht den herrschenden Idealen von Schönheit und Aussehen entsprechen. Z.B. wenn sie eine bestimmte Körpergröße, eine bestimmte Hautfarbe, ein bestimmtes Körpergewicht, ein bestimmtes Alter etc. nicht haben, das als ‚schön‘ gilt. Sie werden dann als ‚nicht schön‘ oder ‚unattraktiv‘ gewertet. Diese Ideen und Normen, was als schön und attraktiv gilt und was nicht, verändert sich immer wieder und ist in vielen Ländern unterschiedlich. Z.B. sind dicke Menschen in vielen Ländern attraktiv, weil man denkt, dass diese Menschen reich und erfolgreich sind. In anderen Ländern gilt dünn sein als attraktiv, weil man denkt, dass diese Menschen diszipliniert und deswegen erfolgreich sind. Lookism diskriminiert Menschen im Sexuellen, in der Liebe aber auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie z.B. beim Beruf. Menschen, die als ‚nicht schön‘ bzw. ‚nicht fit‘ gelten, werden dann z.B. nicht eingestellt.

Der Begriff Lookism (oder Looksism, beide Begriffe sind gebräuchlich) ist zusammengesetzt aus dem englischen Begriff „looks“ (deutsch: „Aussehen“) und der Endung „-ism“ (deutsch: ‑„ismus“). Teilweise findet sich auch eine eingedeutschte Variante ‚Lookismus‘. Lookism bezeichnet somit Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes einer Person. Lookism richtet sich also gegen Menschen, deren Körperform oder deren Aussehen nicht in die herrschenden Schönheitsideale einer Kultur oder auch Subkultur passt. Konkret kann es dabei um eine Reihe von Merkmalen gehen, die als ‚nicht schön‘, ‚unattraktiv‘ oder nicht erstrebenswert gelten, wie körperliche ‚Behinderungen‘, Körperumfang (insbesondere ein vermeintlich zu großer Körperumfang), Körpergröße, Behaarung (z.B. Haarausfall oder starke Behaarung bei Frauen), ‚Unmännlichkeit‘/‚Unweiblichkeit‘ (wie z.B. ‚tuntig‘-Sein, ‚burschikos‘-Sein), Anzeichen von Alterungsprozessen oder Krankheiten wie Falten, ‚schlaffe‘ oder ‚kaputte‘ Haut, aber auch ggf. Brillen usw.

Die zugrundeliegenden Schönheitsideale sind dabei kulturell und subkulturell unterschiedlich, ändern sich mit der Zeit und sind abhängig von anderen Faktoren wie Geschlecht. So steht ‚Dicksein‘ in unserer heutigen Kultur symbolisch für einen Mangel an Disziplin und Erfolg und gilt als unattraktiv, während es in anderen Zeiten und Kulturen als ein Zeichen für Wohlstand, Erfolg und Attraktivität gilt. Während früher Haarentfernung, gerade im Intimbereich, tendenziell mit Pornostars und anderen sexuellen Außenseiter*innen assoziiert wurde, sind haarfreie Intimbereiche, Achselhöhlen und Beine insbesondere bei (jungen) Frauen heutzutage die Norm. Dabei gibt es auch hierzulande Nischen, in denen z.B. Dicksein (und Behaarung) entgegen der herrschenden Norm als attraktiv gilt, wie bei den schwulen ‚Bären‘ (Männer* mit starker Behaarung und Bauch) und ihren (schwulen) Verehrern. Während Tattoos, Piercings (mit Ausnahme von Ohrringen bei Frauen) oder bunte Haare lange Zeit als nicht gesellschaftsfähig oder gar Zeichen von Kriminalität oder zumindest Außenseitertum galten, sind sie heutzutage vor allem bei jungen Menschen zur breiten Modeerscheinung geworden und die Stigmatisierung nimmt durch die Alltäglichkeit deutlich ab. Zudem sind solche Merkmale wie Tätowierungen und Piercings zwar lange Zeit in der Mainstream-Gesellschaft verpönt gewesen, aber in bestimmten Subkulturen schon lange anerkannt und wertgeschätzt, sodass manche Formen von Lookism auch stärker kontextabhängig sind als andere Formen von Diskriminierung. Lookism spielt u.a. bei der Partner*innenwahl, aber auch in der Arbeitswelt statt, wo es dokumentierte Fälle gibt, in denen vor allem das Gewicht, aber auch andere äußere Merkmale wie Tätowierungen usw. dazu führen können, dass jemand nicht eingestellt oder nicht befördert wird. Das geschieht häufig nicht nur aufgrund des Merkmals allein, sondern aufgrund der (ungerechtfertigten) Assoziation des Merkmals mit unerwünschten Charaktereigenschaften wie Disziplinlosigkeit, Unzuverlässigkeit oder Inkompetenz.

Lookism ist einerseits eine Ergänzung zu strukturellen Machtverhältnissen wie Sexismus, Rassismus, Ageism, Ableism, Klassismus, Homo– und Transphobie. Andererseits werden gleichzeitig all diese Formen von Diskriminierung auch immer über Körpernormen und Stile (Kleidung, Frisuren, Make-Up, Schmuck usw.) vermittelt. Lookism trifft häufig stärker Frauen, die traditionell insbesondere anhand ihres Aussehens bewertet werden, als Männer. Lookism kann einerseits Menschen treffen, die von keiner der anderen Diskriminierungsformen betroffen sind (z.B. einen jungen, weißen, deutschen, heterosexuellen Cis-Mann aufgrund seines ‚Dickseins‘). Andererseits sind z.B. Menschen mit Behinderungen, BiPoC oder trans* und inter Personen schon allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu diesen Gruppen von Lookism betroffen, unabhängig davon, ob ihr Äußeres ansonsten ‚normgerecht‘ erscheint. Denn Behinderung, Schwarzsein usw. entspricht per se nicht den Schönheitsidealen der Mehrheitsgesellschaft. Fallen diese Menschen noch durch weitere Merkmale wie z.B. Dicksein aus der Norm, werden sie häufig auch noch stärker diskriminiert.


Literatur

  • Atkins, Dawn (Hrsg.) (1998): Looking Queer. Body Image and Identity in Lesbian, Bisexual, Gay and Transgender Communities. New York/London: Harrington Park Press.
  • Diamond, Darla/Pflaster, Petra/Schmidt, Lea (Hrsg.) (2017): Lookismus. Normierte Körper, Diskriminierende Mechanismen, (Self-)Empowerment. Münster: Unrast.
  • Rose, Lotte/Schorb, Friedrich (Hrsg.) (2017): Fat Studies in Deutschland. Hohes Körpergewicht zwischen Diskriminierung und Anerkennung. Weinheim & Basel: Beltz Juventa.