Lesbisch

Lesbische Frauen sind Frauen, die andere Frauen lieben und begehren. Früher galt ‚lesbisch‘ als Schimpfwort. Mit diesem Schimpfwort wollte man zeigen, dass man weibliche Homosexualität ablehnt und abwertet. Homosexuelle Frauen bezeichnen sich mittlerweile selber als lesbisch und verwenden den Begriff nicht mehr negativ, sondern positiv. Der Begriff Homosexualität gilt für Männer wie für lesbische Frauen. Dennoch werden schwule Männer und lesbische Frauen von der Gesellschaft immer noch anders behandelt und unterschiedlich diskriminiert.

Lesbisch ist heute die bevorzugte Selbstbezeichnung von Frauen, die andere Frauen begehren und/oder lieben. Der Begriff geht auf die altgriechische Philosophin Sappho zurück, die auf der Insel Lesbos eine Schule für Mädchen führte und in Gedichten lesbisches Begehren thematisierte. Das Wort ‚lesbisch‘ wurde früher (und teilweise heute noch) in abwertender Weise verwendet und sich im Rahmen der Lesbenbewegung positiv als Selbstbeschreibung angeeignet.

Während Lesben und Schwule das gleichgeschlechtliche Begehren und die damit verbundene soziale Ausgrenzung vereint, ist ihre Geschichte nur bedingt als eine gemeinsame zu verstehen, da sich sowohl die Community-Räume, die Entwicklung der Identität, die subkulturellen Normen und die politischen Schwerpunkte teilweise stark unterscheiden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die gesellschaftliche Position von Männern und Frauen sich trotz der geteilten sexuellen Orientierung sehr unterschiedlich darstellt. So lag und liegt der Schwerpunkt vieler lesbischer Frauen (sub)kulturell und politisch eher auf den Gemeinsamkeiten patriarchaler Unterdrückung mit anderen Frauen und/oder auf dem Gestalten spezifischer Räume und Zusammenhänge für Lesben, die der Wechselwirkung zwischen Sexismus und Heteronormativität Rechnung tragen. Der aus dem lesbischen Feminismus stammende Begriff Heterosexismus vereint diese beiden Aspekte anschaulich.

Durch die Erfahrung des Heterosexismus ist in der lesbischen Community und Bewegung traditionell u.a. das Schaffen von sogenannten Schutzräumen/safe(r) spaces besonders wichtig. Weiterhin analysierte die lesbische Bewegung z.B. die Ehe als traditionell patriarchales Instrument der Kontrolle über Frauen weitaus kritischer als die schwule Bewegung und stand dem Projekt, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen, eher skeptisch gegenüber. Auch hat sich die lesbische Community u.a. weitaus intensiver und kritischer mit Themen wie Körpernormen, Schönheitsidealen, Gesundheit usw. auseinandergesetzt. Eine lesbische Identität wurde so auch häufig als politische verstanden und nicht lediglich als Ausdruck einer sexuellen Orientierung. Zu den Grenzen von lesbischer Identität, lesbischer Sexualität und lesbischen Räumen gab und gibt es daher immer wieder neue und teilweise intensiv geführte Auseinandersetzungen, wer/was dazu gehört bzw. wer dort willkommen ist. Streitpunkte waren u.a. Bisexualität, Butch/Femme, Trans*, BDSM, Pornographie, aber auch Ausschlussmechanismen unter Frauen/Lesben aufgrund von Rassismus, Ableism, usw.

 


Literatur

  • Dennert, Gabriele/Leidinger, Christiane/Rauchut, Franziska (Hrsg.) (2007): In Bewegung bleiben: 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben. Unter Mitarbeit von Stefanie Soine. Berlin: Querverlag.
  • Kokits, Maya Joleen/Thuswald, Marion (2015): gleich sicher? sicher gleich? Konzeptionen (queer) feministischer Schutzräume. In: Femina Politica, H. 1, S. 83-93.
  • Rich, Adrienne (1980): Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence. In: Signs, 5. Jg., H. 4, S. 631-660.