Empowerment

Empowerment ist ein englisches Wort und heißt übersetzt Ermächtigung. Es gibt Menschen oder auch ganze Gruppen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind, oder die nicht die gleichen Rechte oder den gleichen Einfluss auf Gesellschaft wie andere Menschen haben. Empowerment soll einzelnen Menschen oder ganzen Gruppen ein Stück Macht zurückgeben, damit sie selbst über ihr Leben und ihren Alltag bestimmen können. Und damit sie auch bei gesellschaftlichen Entscheidungen mitbestimmen können (Partizipation). Dazu müssen Menschen und Organisationen, die viel Macht haben, aber ein Stück ihrer Macht an die anderen abgeben. Ziel von Empowerment ist, dass alle Menschen ihr Leben so gestalten können, wie sie es möchten. Durch Empowerment schaut man bei Menschen auf die Fähigkeiten, die sie haben. Man schaut also nicht auf das, was sie nicht gut können. Um Menschen zu empowern, gibt es verschiedene politische Maßnahmen. Das persönliche Budget soll z.B. einem Mensch mit Behinderungen helfen, so zu leben, wie sie es möchte.  

Empowerment zielt als Konzept darauf ab, dass Individuen, Gruppen, Organisationen oder Communities einen Zuwachs an Handlungsmacht über ihre jeweiligen Angelegenheiten gewinnen. Das Konzept hat seine Wurzeln in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und anderen sozialen Bewegungen sowie in der gemeindebezogenen psychosozialen Arbeit. Diesen unterschiedlichen Wurzeln ist es zu verdanken, dass es sowohl politische als auch psychologische Empowermentkonzepte gibt. Erstere thematisieren stärker die politisch ungleiche Machtverteilung und die Stärkung politischer Akteur*innen (z.B. von sozialen Bewegungen). Letztere betonen eher die Prozesse, in denen Menschen die Herausforderungen ihres Alltags bewältigen und dabei an Handlungsmacht gewinnen.

Inzwischen ist der Empowermentbegriff auch in Deutschland weit verbreitet und wird mit Begriffen wie ‚Ressourcenaktivierung‘ oder ‚Kompetenzentwicklung‘ in Verbindung gebracht. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass eine Empowermentperspektive stets auch den sozialen Kontext und die gesellschaftlichen Machtverhältnisse in den Blick nimmt und sich nicht nur auf das Individuum fokussiert. Folgende Aspekte können dabei für alle Empowermentkonzepte als normative Grundlagen herangezogen werden:

  • Ein Fokus auf die jeweils zur Verfügung stehenden Ressourcen der beteiligten Individuen, Gruppen, oder Organisationen und eine damit einhergehende Kritik an defizitorientierten Menschenbildern,
  • der Zielhorizont einer autonomen Lebensgestaltung, wobei im Sinne des Agency-Konzepts Handlungsfähigkeit als sozial ermöglicht angesehen wird,
  • die Relevanz von Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit für Empowermentkonzepte, die dem Eigensinn der Adressat*innen und einem gleichberechtigten Zugang zur eigenen Lebensgestaltung einen hohen Stellenwert einräumen.

Für ein empowerndes Vorgehen in pädagogischen oder unterstützenden Zusammenhängen ist daher die teilweise Abgabe von Handlungsmacht an die Adressat*innen zentral. Eher ‚klassische‘ Methoden aus der Sozialen Arbeit, die sich an diesem Anspruch und den oben genannten normativen Grundlagen orientieren, sind beispielsweise die Biografiearbeit oder die motivierende Gesprächsführung. Das Ziel dieser Methoden liegt darin, in der Vergangenheit und Gegenwart liegende Ressourcen der Adressat*innen aufzudecken und Potenziale zur Gestaltung ihrer aktuellen Lebenssituation zu erarbeiten. Im Bereich der Inklusion können das Persönliche Budget, mit den die Entscheidungsgewalt zur Auswahl der Unterstützungsangebote teilweise in die Hände von Menschen mit Behinderung gelegt wird, das Gemeindeintegrierte Wohnen, dass die lokal eingebettete Selbstständigkeit stärken soll, sowie die Persönliche Zukunftsplanung, die eine selbstbestimmte Lebensgestaltung unterstützen soll, als ‚empowernde‘ Konzepte und Methoden genannt werden. Die Relevanz von Empowerment zeigt sich in genau diesen Ansätzen, da durch sie das Selbstbewusstsein der Beteiligten gestärkt wird und diese zur Teilhabe und Partizipation an sozialen Zusammenhängen angeregt werden können.


Literatur

  • Herriger, Norbert (2021): Empowerment. In: Amthor, Ralph-Christian u.a. (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit. Weinheim/Basel: Beltz, 9. Auflage, S. 228-231.
  • Herriger, Norbert (2020): Empowerment in der Sozialen Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer, 6. Auflage.
  • Seckinger, Mike (2018): Empowerment. In: Otto, Hans-Uwe u.a. (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit. München: Reinhardt, 6. Auflage, S. 307-314.