Butch/Femme

Butches waren ursprünglich lesbische Frauen, die sich eher männlich gekleidet und verhalten haben. Das Gegenteil sind Femmes, also lesbische Frauen, die sich weiblich gekleidet und verhalten haben. Wenn die beiden ein romantisches Paar sind, dann spricht man auch von ‚Butch-Femme-Paar‘. Heutzutage gibt es auch noch zahlreiche weitere Kombinationen, weil man auch mehr Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen haben kann.

Butches sind ursprünglich als lesbische Frauen mit einen maskulinem bzw. androgynen Geschlechtsausdruck verstanden worden, die Femmes begehren (zu Deutsch auch früher als ‚KV‘, ‚Kesser Vater‘ bekannt). Femmes als Gegenpart wurden als lesbische Frauen mit femininem Geschlechtsausdruck definiert, die Butches begehren. Das Butch-Femme-Paar war zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre ein fester Bestandteil insbesondere der lesbischen Barkultur. Es war in der Öffentlichkeit auch das sichtbarste Zeichen lesbischen Begehrens, da ein Butch-Femme-Paar deutlich einen erotischen Unterton vermittelte und nicht so einfach als Freundespaar gedeutet werden konnte. In den 1970er Jahren geriet das Butch-Femme-Modell in die Kritik des lesbischen Feminismus, der Butches und Femmes vorwarf, mit ihrer Rollenverteilung (maskulin/feminin) patriarchale Strukturen zu reproduzieren. Die Butch-Femme-Kultur lebte jedoch in Arbeiterklasse- und in Lesben of Color-Zusammenhängen weiter und wurde mit dem Aufkommen der Queer-Theorie auch in akademischen Kontexten wieder positiver und vor allem differenzierter bewertet, weil insbesondere die Aneignung von Maskulinität durch Butches als Frauen nun eher als eine queere Praxis des subversiven Umdeutens von heteronormativen Verhältnissen gedeutet wurde. Während die Figur der Femme lange nur als Partnerin der Butch analysiert wurde, wurde sie in jüngerer Zeit auch stärker selbst als queere und subversive Form von Weiblichkeit neu interpretiert.

Auch ist heute eine größere Vielfalt innerhalb der Butch-Femme-Kultur sichtbar. So gibt es Butches, die andere Butches begehren und dies teilweise als ‚schwules‘ Begehren verstehen. Butches sehen sich zudem teilweise auch eher dem trans* Spektrum zugehörig und nicht eindeutig als lesbische Frauen, was sie z.B. mit dem Begriff der ‚Transgender Butch‘ ausdrücken. Neben lesbischen Femmes gibt es auch queere Femmes, die nicht nur Butches, sondern auch andere Trans*männlichkeiten begehren. Auch trans* Frauen sind Teil der Butch-Femme-Szene. Das Spektrum reicht somit von eindeutig lesbischen Butch-Femme-Paaren bis zu queeren und genderqueeren Identitäten und Beziehungen, die sich den gängigen Kategorien von homo/hetero verweigern.


Literatur

  • Bauer, Robin (2017): Desiring masculinities while desiring to question masculinity? How embodied masculinities are renegotiated in les-bi-trans-queer BDSM practices. In: NORMA, 11. Jg., H. 4, S. 237-254.
  • Halberstam, Judith (1998): Female Masculinity. Durham/London: Duke University Press.
  • Herbitter, Cara/Levitt, Heidi M. (2016): Butch-femme. In Goldberg, Abbie E. (Hrsg.): The SAGE encyclopedia of LGBTQ studies. Thousand Oaks, CA: Sage, S. 175-178.
  • Nestle, Joan (Hrsg.): The persistent desire: A femme-butch reader. Boston, MA: Alyson.
  • Rick, Andrea (2007): Femmes, Fans, Freundinnen: Femininitäten nur in Nebenrollen? Konstruktionen von Cross-Maskulinitäten/-Männlichkeiten durch den Ausschluss von Femininitäten/Weiblichkeiten. In: Bauer, Robin/Hoenes, Josch/Woltersdorff, Volker (Hrsg.): Unbeschreiblich männlich: Heteronormativitätskritische Perspektiven. Hamburg: Männerschwarm, S. 291-305.
  • Thilmann, Pia (Hrsg.): Butches – Begehrt und bewundert. Berlin: Querverlag.