Autismusspektrumstörung (ASS)

Autismus ist eine anerkannte Behinderung und sie geht häufig mit Lernschwierigkeiten einher. Autismus hat viele Symptome. Deswegen sagt man: Störungen im Autismus-Spektrum oder Autismus-Spektrum-Störung. Die Abkürzung ist ASS. Menschen mit Störungen im Autismus-Spektrum verhalten sich gegenüber anderen Menschen oft ungewöhnlich: Sie wissen zum Beispiel nicht, wie man sich richtig verhält, wenn man sich freut oder ärgert. Oft können diese Menschen auch weniger gut sprechen. Sie wiederholen oft die gleichen Wörter oder Sätze. Manche Menschen mit ASS machen oft die gleichen Bewegungen mehrmals hintereinander, z.B. Klatschen. Autismus ist nicht heilbar. Es gibt aber Therapien, die Menschen mit Autismus helfen, damit umzugehen. Oder die helfen, besser mit anderen zu sprechen.

Autismus oder Autismus-Spektrum-Störungen sind Störungen, die infolge von Entwicklungsstörungen des Gehirns auftreten. Sie beeinträchtigen die Fähigkeiten zur Kommunikation und im sozialen Miteinander. Innerhalb der Autismus-Spektrum-Störungen gibt es unterschiedliche Ausprägungen und Schweregrade, die sich durch verschiedene Symptome zeigen. Oft gehen mit Störungen im Autismus-Spektrum psychische Begleiterkrankungen einher wie z.B. Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen. In Deutschland lebt etwa 1% der Bevölkerung mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Die Symptome zeigen sich meist bereits in der frühen Kindheit. Bei Jungen und Männern wird Autismus doppelt bis viermal so häufig diagnostiziert wie bei Mädchen und Frauen. Autismus ist nicht heilbar, es kann aber mit gezielten therapeutischen Maßnahmen erreicht werden, dass Menschen mit Autismus ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen können.

Autismus ist eine angeborene Entwicklungsstörung des Gehirns. Die genauen Ursachen zur Entstehung sind bislang noch nicht geklärt. Aktuell werden Faktoren diskutiert, die eine Entwicklung von Autismus begünstigen können. Dabei hat vor allem die genetische Veranlagung einen wesentlichen Einfluss. Komplikationen während der Schwangerschaft (z.B. die Einnahme von Antiepileptika, Infektionen oder Frühgeburten) können das Risiko einer Entwicklung von Störungen im Autismus-Spektrum erhöhen. Die Diagnosehäufigkeit von Autismus ist in den letzten Jahren gestiegen, was vor allem an einem höheren gesellschaftlichen Bewusstsein für die Symptome und die Störung selbst sowie an besseren Diagnoseinstrumenten und veränderten Diagnosekriterien liegt.

Da im Autismus-Spektrum unterschiedliche Störungen zusammengefasst werden, ist auch die Symptomatik der Störungen vielfältig. So können auch Schlafstörungen, Epilepsien, Depressionen, Zwangs- und Angststörungen oder ADHS gemeinsam mit einer Störung im Autismus-Spektrum auftreten. In überfordernden Situationen kann auch selbstverletztendes oder aggressives Verhalten auftreten. In vielen Fällen ist die geistige Entwicklung betroffen und es bestehen Lernschwierigkeiten.

Die Störungen, die dem Autismus-Spektrum zugewiesen werden, sind vielfältig, zeichnen sich aber durch drei wesentliche Gemeinsamkeiten auf:

  • Sozialverhalten
    Menschen mit Störungen im Autismus-Spektrum wirken eher introvertiert und abwesend. Auffallend ist, dass sie seltener Blickkontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Generell zeigen sich Schwierigkeiten im Sozialverhalten, da sie sich häufig nicht in andere Menschen hineinversetzen können . bzw. sie sich oft nicht vorstellen können, was eine andere Person denken könnte. Dies führt dazu, dass gewisse soziale Verhaltensweisen und gesellschaftlich normierte Reaktionen und Interaktionsmuster oft nicht erkannt und ausgeübt werden können. So werden z.B. Gefühlsäußerungen, ironische Bemerkungen und mehrdeutige Sprache oft fehlverstanden. Die Folge sind atypische Verhaltensmuster, die von Außenstehenden oft als ‚ungewöhnlich‘ eingestuft werden. Der Aufbau enger sozialer Beziehungen kann dadurch erschwert sein.
  • Kommunikation und Sprache
    Bei Menschen mit Störungen im Autismus-Spektrum ist das Sprachvermögen beeinflusst. Während einige Personen sehr präzise und genau sprechen können, ist bei den meisten eine Beeinträchtigung im Sprechen vorhanden. Sie lernen erst spät zu sprechen, sprechen weniger oder gar nicht. Auffallend ist auch eine eher monotone Sprachmelodie, der reduzierte Einsatz von Körpersprache, Gestik und Mimik sowie das übermäßige Wiederholen von einzelnen Begriffen und Wörtern.
  • Verhaltensmuster
    Menschen mit Autismus neigen zu sich wiederholenden Verhaltensmustern. Das kann die wiederholte Ausübung bestimmter Gesten sein (z.B. Klatschen oder mit den Armen wedeln) oder, dass Abläufe im Alltag immer auf die gleiche Weise verrichtet werden. Zudem sind eher begrenzte Interessen oder Aktivitäten zu beobachten. Menschen mit Autismus sind häufig auf einen eingegrenzten Aktivitäts- oder Interessensbereich fixiert.

Autismus ist nicht heilbar. Es gibt allerdings verhaltensorientierte Therapien und Maßnahmen, die auf das soziale Verhalten abzielen und helfen können, die Selbständigkeit von Menschen mit Autismus zu fördern und beim Umgang mit sozialen Interaktionen zu unterstützen. Logo- und ergotherapeutische Begleitung können bei der Sprech- und Sprachentwicklung helfen. Ziel dieser Maßnahmen ist, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu verbessern sowie eine selbständige und unabhängige Lebensweise und damit gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. In der Regel handelt es sich dabei um Leistungen der Eingliederungshilfe nach SGB IX.

Für Menschen mit Autismus sind Routinen und sichere, bekannte Alltagsabläufe sehr wichtig. Mit Flexibilität und Spontaneität tun sich die meisten schwer. Manche Menschen mit Autismus reagieren besonders sensibel auf äußere Sinnesreize wie Licht, Lärm, Gerüche oder auch Berührungen, andere haben wiederrum eine deutlich reduzierte Schmerzreaktion oder spüren Temperaturunterschiede weniger. Die Schaffung einer reizarmen Umgebung oder die Nutzung von Hilfsmitteln (z.B. Lärmschutz) können den Alltag wesentlich vereinfachen. Im Umgang mit Menschen mit Autismus ist zudem auf die Ansprache und Sprachverwendung zu achten: Da Mehrdeutigkeit und Ironie oft weniger gut erkannt werden, sollte man eindeutig sprechen und nicht davon ausgehen, dass bestimmte Gesten und Redewendungen oder Ähnliches erkannt werden. Wünsche und Bitten sollten direkt und ohne Sprachsymbolik kommuniziert werden.


Literatur

  • Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland (o.J.): Was sind Autismus-Spektrum-Störungen?
    Online unter www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/…, Stand: 24.10.2024
  • Bundesministerium für Gesundheit (2024): Autismus.
    Online unter gesund.bund.de/…, Stand: 24.10.2024
  • Jacob, Clara (2024): Inklusive Kinder- und Jugendarbeit und der Umgang mir herausforderndem Verhalten am Beispiel von Kindern und Jugendlichen im Autismus-Spektrum – Ein Handlungsleitfaden. Stuttgart: Duale Hochschule Baden-Württemberg.
  • Sulkes, Stephan Brian (2024): Autismus-Spektrum-Störungen. In: MSD Manual.
    Online unter www.msdmanuals.com/…, Stand: 24.10.2024
  • Theunissen, Georg (2024): Autismus und herausforderndes Verhalten. Praxisleitfaden Positive Verhaltensunterstützung. 6. Aufl. Hrsg. Vom Bundesverband Autismus Deutschland e.V. Freiburg im Breisgau: Lambertus.