Transition

Unter einer Transition versteht man den Prozess von einem weiblichen Körper zu einem männlichen oder männlicheren Körper zu wechseln und von einem männlichen zu einem weiblichen oder weiblicheren. Transitionen werden oft bei transsexuellen Menschen/trans* Personen gemacht. Es gibt Mann-zu-Frau-Transitionen, wenn man als Mann geboren wurde, aber sich als Frau fühlt und so leben will. Und es gibt Frau-zu-Mann-Transitionen, wenn man ein als Frau geboren wurde und sich als Mann fühlt und leben will. Man unterscheidet auch zwischen sozialer, körperlicher und medizinischer Transition. Soziale Transition bedeutet z.B. der Wechsel des männlichen Vornamens zu einem weiblichen oder dass man weibliche statt männliche Umkleidekabinen benutzt. Körperliche Transition bedeutet z.B. das Tragen von Kleidern und weiblichen Frisuren, dass andere einen als Frau statt als Mann erkennen. Medizinische Transition ist, wenn man z.B. Hormone nimmt, damit Barthaare wachsen. Oft lässt man sich auch operieren, z.B. lässt man sich die Brüste entfernen, damit man einen männlichen Oberkörper hat.

Der Prozess einer trans* Person, vom bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zum gefühlten Geschlecht zu wechseln, wird als Transition bezeichnet. Dieser Prozess beginnt in der Regel mit dem Gefühl der Unstimmigkeit bzw. Inkongruenz des gefühlten Geschlechts mit dem Geschlechtskörper bzw. der Art und Weise, wie die Außenwelt eine*n wahrnimmt und anspricht (z.B. als Junge, obwohl man sich als Mädchen fühlt). Bereits kleine Kinder können sich dann der Außenwelt mitteilen und darauf insistieren, dass sie ein anderes Geschlecht sind, als Ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Andere stellen dies erst viel später im Leben fest oder versuchen, sich den Erwartungen des Umfelds anzupassen. Da Trans*Identitäten heute viel sichtbarer sind und weniger stigmatisiert werden als früher, sinkt das Durchschnittsalter der Transition derzeit und findet zunehmend bereits im Kinder- oder Jugendalter statt, sofern das Umfeld eine unterstützende Haltung einnimmt.

Sinnvoll ist dabei, zwischen einer sozialen, einer körperlichen und einer medizinischen Transition zu unterscheiden. Mit der sozialen Transition ist der Wechsel in die gefühlte Geschlechtsidentität gemeint, die dann im Alltag gelebt wird. Konkret bedeutet das häufig, einen neuen Namen anzunehmen, mit den passenden Pronomen (männlich/weiblich/geschlechtsneutral) angesprochen zu werden, in geschlechtergetrennten Institutionen ggf. „die Seite zu wechseln“ (Nutzung von entsprechenden Toiletten, Umkleidekabinen etc.) und die Darstellung des eigenen Geschlechts nach außen zu verändern. Jede Transition verläuft jedoch individuell unterschiedlich und wenn das Ziel eine nicht-binäre Identität ist, stellen sich teilweise andere Herausforderungen als bei der Transition zu Mann/Frau bzw. Mädchen/Junge. Zur sozialen Transition kann auch die rechtliche Transition gehören, wenn eine Änderung des Vornamens und/oder Personenstands nach dem Transsexuellengesetz angestrebt wird.

Die körperliche Transition kann verschiedene Formen annehmen. Der Körper kann und wird zunächst häufig im Rahmen der sozialen Transition mit nichtinvasiven Mitteln dem gefühlten Geschlecht angeglichen. Gestaltungsmöglichkeiten bieten Kleidung, Frisur, Make-up, aber auch trans*-spezifische Hilfsmittel wie das Abbinden der Brüste, das Tragen eines „Packys“ (also eines Einsatzes, der die Form eines Penis in der Hose bewirkt) für das Frau-zu-Mann-Spektrum bzw. das Zurückbinden von Penis und Hoden oder der Einsatz von Brustprothesen für das Mann-zu-Frau-Spektrum. Viele trans* Personen nutzen darüber hinaus medizinische Maßnahmen, um ihren Körper der Geschlechtsidentität anzugleichen, was als medizinische Transition bezeichnet werden kann. Möglichkeiten sind hier vor allem Hormontherapien und chirurgische Eingriffe wie z.B. das Entfernen der Brust/Brustaufbau oder Operationen im Genitalbereich. Wichtig ist dabei, dass eine medizinische Transition, sofern gewünscht, auf die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Person abgestimmt werden sollte, statt einem Schema zu folgen, das sich an idealtypischen Männer- und Frauenkörpern orientiert (wie dies früher der Fall war).

Wichtig für die psychische Gesundheit von trans* Personen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, ist ein akzeptierendes und unterstützendes Umfeld, das dabei helfen kann, den eigenen Weg mit der eigenen Geschwindigkeit zu finden.

Zur Transition von Menschen mit Behinderungen gibt es derzeit keinen Forschungsstand, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass ein unterstützendes Umfeld von großer Bedeutung sein dürfte. Auch wäre Forschung begrüßenswert, die z.B. untersucht, ob oder welche Effekte eine Hormontherapie auf bestimmte körperliche Beeinträchtigungen oder chronische Krankheiten hat.

Für Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven oder seelischen Beeinträchtigungen bestehen extrem hohe Hürden, positive Gutachten für medizinische Transitionen (Angleichungen des Körpers an die Identität) zu erhalten, wenn sie dies wünschen. Aber da Menschen mit kognitiven/seelischen Einschränkungen oft pauschal Entscheidungskompetenzen abgesprochen werden und der Prozess der Begutachtung schon für Menschen mit guten Ressourcen eine hohe Belastung und Hürde darstellt, ist zu befürchten, dass wir noch weit von einer barrierefreien Gesundheitsversorgung für trans* Menschen mit diversen Behinderungen entfernt sind.


Literatur

  • Huang, Howard/Davila, Joanne (2021): Social Transition. In: Goldberg, Abbie E./Beemyn, Genny (Hrsg.): The SAGE Encyclopedia of Trans Studies. Thousand Oaks: Sage, S. 791 795.
  • Krell, Claudia/Oldemeier, Kerstin (2015): Coming-out – und dann ...?! Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen. München: Deutsches Jugendinstitut e.V.