Persönliche Zukunftsplanung

Bei der Persönlichen Zukunftsplanung geht es darum, die Wünsche des Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt der Planung zu stellen. Dabei geht es meist um die Frage, wie dieser Mensch leben will und wie er seine Freizeit verbringen will. Dabei wird die Unterstützung gemeinsam geplant. Gemeinsam heißt, diese Planung findet mit anderen Menschen statt. Das kann die Familie sein, oder Freundinnen und Freunde aber auch Nachbarinnen und Nachbarn. Auch Fachleute sind dabei. Gemeinsam schauen alle, was der Mensch braucht und wie man ihm dabei helfen kann, seinen Lebensplan zu erfüllen und welche Hilfe dabei nötig ist. Ziel ist, dass der Mensch sein Leben und seine Zukunft mit Hilfe von anderen Menschen selbst bestimmen kann.

Bei der Persönlichen Zukunftsplanung handelt es sich um ein Konzept, bei dem in Zusammenarbeit mit verschiedenen Personen die Zukunft eines Menschen mit Behinderung geplant bzw. darüber nachgedacht wird. Im Mittelpunkt steht der einzelne Mensch und die Frage, wie dieser leben möchte und welche Unterstützung er zur Verwirklichung seiner Lebensentwürfe benötigt. Wichtig ist, dass nicht die Behinderung und die damit einhergehenden Restriktionen im Mittelpunkt stehen, sondern die Unterstützungsleistungen, die zur Überwindung von Restriktionen und Barrieren benötigt werden.

Organisiert wird diese Form der Lebensplanung als Gruppenveranstaltung. Bei einer Persönlichen Zukunftsplanung denken mehrere Menschen gemeinsam über das Leben und die Zukunft eines Menschen mit Behinderung nach. Diese Gruppe von Menschen besteht aus der Person selbst, ihrer Familie, befreundete Menschen und Fachkräften.

Das Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung ist besonders dann sinnvoll, wenn sich im Leben dieser Person etwas ändern soll bzw. wenn Veränderungen anstehen. Bei Kindern kann es zum Beispiel um den Übergang in eine Kindertagesstätte gehen, oder um den Übergang vom Kindergarten in die Schule. Weitere Übergänge sind etwa der Übergang von der Schule in die Ausbildung oder ein Auszug aus dem elterlichen Zuhause.

Das Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung bzw. des Personenzentrieren Denkens stammt aus dem englischsprachigen Raum und wurde in den 1980er Jahren entwickelt. Im deutschsprachigen Raum wird es seit den 90er Jahren angewandt.

Häufig sind es enge Familienangehörige (Eltern, Erziehungsberechtigte etc.), die den Prozess einer Persönlichen Zukunftsplanung initiieren. Aber auch die Initiative von Fachleuten aus pädagogischen oder Gesundheitsberufen können Auslöser für eine solche Vorgehensweise sein.

Im Zentrum des Konzeptes stehen der sogenannte Unterstützerkreis, der sowohl Familienmitglieder, befreundete Menschen oder Bekannte als auch verschiedene Fachleute umfasst. Dabei geht es dem dargestellten Unterstützungskreis vor allem darum, für die im Zentrum stehende Person die benötigte Unterstützung zu finden bzw. zu organisieren und in Gang zu bringen sowie vor Ort entsprechende Ressourcen zu erschließen und neue Möglichkeiten zu schaffen.

Die Kernelemente bzw. methodischen Eckpunkte dieses Konzeptes werden als Wirklichkeit, Träume und Humor definiert. Träume sind dabei ein wichtiges Element, da hierin die Ziele, Visionen und die Quelle der Motivation liegen. Daher ist es notwendig, die Träume des zu unterstützenden Menschen zu erkunden und in gangbare Schritte umzuwandeln. Hierbei spielt auch Humor eine große Rolle, da dieser eine Erleichterung bei allen Beteiligten bewirkt und somit der entsprechende Planungsprozess in angenehmer Atmosphäre gestaltet werden kann. Das Element der Wirklichkeit bezieht sich dann auf die Frage, wie eine Veränderung der derzeitigen Lebenssituation erfolgen kann. Dabei ist es notwendig, definierte und konkrete Schritte mit allen am Planungsprozess Beteiligten gemeinsam zu vereinbaren und zu beschreiten.

Das Konzept der Persönlichen Zukunftsplanung basiert auf personenzentriertem Denken, welches die Fähigkeiten und Möglichkeiten, Träume und Ziele der im Mittelpunkt stehenden Person in den Blick nimmt und darauf aufbauend eine individuelle und passgenaue Unterstützung entwickelt. Diese Grundhaltung verlangt daher, genau hinzuschauen, hinzuhören und miteinander ins Gespräch zu kommen, damit die definierten Ziele erreicht werden können. Des Weiteren geht es darum, einander genau kennenzulernen, um somit herauszufinden, was dem entsprechenden Individuum wichtig ist und was getan werden kann, damit es ihm gut geht und seine Fähigkeiten entfaltet werden können.

Die Persönliche Zukunftsplanung verbindet zudem Personenorientierung mit Sozialraumorientierung. Um persönliche Lebensziele realisieren zu können, müssen meist Möglichkeiten und Ressourcen im Sozialraum erschlossen bzw. einbezogen werden. Wenn ein junger Mensch mit Behinderung beispielsweise ein großes Interesse an der Feuerwehr oder am Rettungsdienst hat, könnte versucht werden, ihn in Angebote der Jugendarbeit bei örtlichen Vereinen in den Bereichen freiwillige Feuerwehr oder Rettungsdiensten zu vermitteln. Gleiches gilt für Sport, Musik, Kultur oder dergleichen. Damit zeigt sich, dass die Angebote der lokalen Kinder- und Jugendarbeit bei solchen Zukunftskonferenzen mitgedacht werden sollten.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: Neuigkeiten aus dem Netzwerk Persönliche Zukunftsplanung (persoenliche-zukunftsplanung.eu)


Literatur

  • Boban, Ines (2008): Bürgerzentrierte Zukunftsplanung in Unterstützerkreisen. Inklusiver Schlüssel zu Partizipation und Empowerment pur. In: Hinz, Andreas/Körner, Ingrid/Niehoff, Ulrich (Hrsg.): Von der Integration zur Inklusion. Grundlagen – Perspektiven – Praxis. Marburg: Lebenshilfe, S.230 ff.
  • Doose, Stefan (2011): "I want my dream!" Persönliche Zukunftsplanung. Neue Perspektiven und Methoden einer individuellen Hilfeplanung mit Menschen mit Behinderungen.
    Online unter www.lag-wfbm-bw.de/…, Stand: 14.10.2022
  • Doose, Stefan (o. Jg.): Zukunftsplanung: Personenzentriertes Denken und Persönliche Zukunftsplanung - Grundlagen und Grundgedanken.
    Online unter www.inklusion-als-menschenrecht.de/…, Stand: 14.10.2022
  • Emrich, Carolin (2004): Persönliche Zukunftsplanung. Konzept und kreative Methoden zur individuellen Lebens(stil)planung und/oder Berufswegplanung. In: impulse Schwerpunkt: BAG UB, H. 29, S. 22-24.
    Online unter daten2.verwaltungsportal.de/…, Stand: 14.10.2022
  • Hinz, Andreas/ Kruschel, Robert (2013): Bürgerzentrierte Planungsprozesse in Unterstützerkreisen. Praxishandbuch Zukunftsfeste. Düsseldorf: Verlag Selbstbestimmtes Leben.