Heilpädagogik

Heilpädagogik ist ein Wissenschaftszweig der Pädagogik, in dessen Zentrum die Bildung, Erziehung, Förderung und Therapie von Kindern und Jugendlichen steht, die von einer Behinderung oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Entwicklungsbeeinträchtigung betroffen sind.

Teilweise werden die Begriffe Behindertenpädagogik, Sonderpädagogik und Rehabilitationspädagogik zum Begriff Heilpädagogik synonym verwendet. Es lassen sich jedoch Abgrenzungen und Unterschiede ausmachen. Heilpädagogik unterscheidet sich bspw. von Rehabilitation, die vorrangig auf die (Wieder-)Eingliederung in Schule, Arbeit und Beruf zielt.

Der Begriff Heilpädagogik bezieht sich heutzutage nicht mehr auf Heilung im medizinischen Sinn und auch nicht im theologischen Sinn auf die Hinführung zum „Seelenheil“, sondern auf seinen Wortursprung „Ganzheit“. Ganzheitlichkeit bedeutet, dass sich die heilpädagogische Unterstützung sowohl auf den Menschen als auch auf dessen soziales Umfeld und verschiedene Lebensbereiche (Integration) bezieht. Es geht folglich nicht um Heilung bzw. darum, die Beeinträchtigung zu beseitigen, sondern die Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen zu begleiten und zu fördern. Heilpädagogik setzt an den Lebensbedingungen und Bildungsverhältnissen an, um die betroffene Person und ihr soziales Umfeld bei der Bewältigung der psychosozialen Schwierigkeit zu unterstützen. Dadurch soll der Person Erziehung und Bildung ermöglicht, ihre Lernmöglichkeiten ausgelotet, und dementsprechend ihre Umwelt gestaltet werden. Es geht somit um eine ganzheitliche Förderung der Person und ihrer sozialen Umwelt. Der Mensch mit seinen subjektiven Eigenschaften, seinem individuellen Entwicklungsstand, seinen Interessen sowie seinen Ressourcen und Stärken stehen im Mittelpunkt.

Die Heilpädagogik sieht ihre Aufgabe darin, Entwicklungsverzögerungen und Beeinträchtigungen zu mindern und zu reduzieren sowie Strategien zum Leben mit Behinderung zu entwickeln. Ziel ist es, die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, die Entfaltung und die Lebensgestaltung der Person zu unterstützen, um eine höchstmögliche Lebensqualität zu ermöglichen. Dabei werden verschiedene Ansätze (medizinische, therapeutische und pädagogische Unterstützungen) zu einem integrierten Arbeitskonzept zusammengeführt. Zu den vielfältigen methodischen Ansätzen gehören zum Beispiel: Heilpädagogisches Malen, Mobilitätstraining, Biographiearbeit, unterstützte Kommunikation, Spieltherapie oder heilpädagogisches Reiten.


Literatur

  • Biewer, Gottfried (2009): Grundlagen der Heilpädagogik und Inklusiven Pädagogik. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung.
  • Haeberlin, Urs (2005): Grundlagen der Heilpädagogik. Bern: Haeberlin Verlag.
  • Leber, Aloys/Gerspach, Manfred (2007): Heilpädagogik. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Hrsg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit. 6. völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Baden-Baden: Nomos Verlag, S.446-448.
  • Speck, Otto (2006): Heilpädagogik. In: Antor, Georg/Bleidick, Ulrich (Hrsg.): Handlexikon der Behindertenpädagogik. Schlüsselbegriffe aus Theorie und Praxis. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, S. 92-93.